Geschichten aus den Freiwilligendiensten, Geschichten aus der Kinder- und Jugendhilfe

Vom FSJ in die Jugendhilfe: Teamkoordinator in der Wohngruppe Gremmendorf

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Foto: Zwei junge Männer, die sich jeweils ein Auge mit der Hand zuhalten

Balazs Petik arbeitet als Teamkoordinator in der Wohngruppe Gremmendorf. Im Jahr 2012 kam er aus Ungarn nach Deutschland, um bei der Diakonie Münster in der Kinder- und Jugendhilfe zu arbeiten. Nach seinem Schulabschluss absolvierte Balazs Petik einen Freiwilligendienst – es folgten ein Studium der Sozialen Arbeit in Ungarn, verschiedene Auslandspraktika und zum guten Schluss die Entscheidung für ein Leben und Arbeiten in Deutschland. Gesagt, getan?

„Ganz so einfach ist das nicht. Ohne eigene Anschrift, ohne festen Wohnsitz keine Arbeit – ohne Arbeit kein fester Wohnsitz“, so Balazs Petik, der zunächst bei Verwandten in Everswinkel unterkommen und sich von dort aus um eine Stelle bewerben konnte. In der Wohngruppe, in der er nun seit sieben Jahren tätig ist, kennt man seine Geschichte. Hier leben Jugendliche aus Münster und Umgebung gemeinsam mit Jugendlichen, die als Minderjährige unbegleitet nach Deutschland geflüchtet sind. Insgesamt acht Heranwachsende finden hier ein zweites Zuhause. „Das ist, was ich auf meinem Weg gelernt habe und an die Jugendlichen weitergeben möchte: Hier soll niemand seine Identität aufgeben, sondern etwas dazu gewinnen. Gerade die Jugendlichen aus anderen Herkunftsländern haben häufig erst einmal einen Kulturschock – ganz abgesehen von den übrigen Belastungen, mit denen sie zu uns kommen. Wir versuchen, aus jeder neuen Erfahrung auch neue Motivation zu gewinnen.“

„Das ist, was wir hier in den KJFD gemeinsam schaffen können. Wir lernen, zu laufen. Gehen müssen unsere Jugendlichen ihren Weg dann irgendwann selbstständig und eigenverantwortlich.“

Balazs Petik, Teamkoordinator in der Wohngruppe Gremmendorf

Jugendlichen auf ihrem Weg ein persönliches Vorbild sein

Im Januar 2019 hat Balazs Petik neben der ungarischen auch die deutsche Staatsbürgerschaft erhalten. Über verschiedene Aspekte der „guten Integration“ war es ihm möglich, den Antrag hierzu bereits nach sechs Jahren stellen zu können. „Das ist meine persönliche Gelingensgeschichte. Und sie gibt auch den Jugendlichen hier in der Wohngruppe Hoffnung. Ihnen auf ihrem Weg ein persönliches Vorbild sein zu können, macht mich glücklich und auch ein Stück weit stolz.“ Es ist die Begegnung auf Augenhöhe, die seine Arbeit besonders macht. Wie es sich anfühlt, wenn alles neu und ungewohnt ist, das weiß auch Bilal, der mit 14 Jahren aus Afghanistan nach Deutschland kam. Seit vier Jahren lebt er in der Wohngruppe in Gremmendorf. Bilal hat erfolgreich seinen Schulabschluss am Berufskolleg absolviert: eine doppelte Herausforderung. „Unsere Jugendlichen müssen die Lehrinhalte sprachlich und inhaltlich verstehen. Ich weiß, dass es nicht immer einfach für Bilal war, aber er hatte Vertrauen in sich selbst und hat es geschafft“, erkennt Balazs Petik die Leistung seines Schützlings an.

Gerade der Sport habe ihm bei seiner Integration geholfen, sagt Bilal, denn der spricht eine internationale Sprache. Schon früher in Afghanistan hat er auf der Straße mit Freunden gekickt, heute spielt er im Team des SC Gremmendorf. Die Vernetzung im Sozialraum? Gelungen! „Der Weg ist noch weit, aber er ist für die nächsten Schritte geebnet“, so Balazs Petik. „Das ist, was wir hier in den KJFD gemeinsam schaffen können. Wir lernen, zu laufen. Gehen müssen unsere Jugendlichen ihren Weg dann irgendwann selbstständig und eigenverantwortlich.“

Foto: Zwei lachende junge Männer stehen Rücken an Rücken