Ehrenamt im Fokus: Musik für die Seele!
| Geschichten aus dem EhrenamtEhrenamtliches Engagement ist eine unverzichtbare Stütze unserer Gesellschaft. Menschen, die ihre Zeit, Energie und Leidenschaft schenken, bereichern das Leben anderer auf vielfältige Weise. Sie sind da, wo Hilfe gebraucht wird, und schaffen durch ihre Tatkraft Momente des Miteinanders, der Freude und des Trostes. Anlässlich des Internationalen Tags des Ehrenamtes möchten wir diese stillen Heldinnen und Helden in den Mittelpunkt rücken. Einer von ihnen ist Christian Lingenhoff.
Er besucht regelmäßig das Martin-Luther-Haus in Münster, um mit seiner Gitarre und seiner Stimme Freude in den Alltag der Bewohnerinnen und Bewohner zu bringen. Mit Musik, die verbindet, schafft er besondere Momente der Gemeinschaft und Erinnerung. Privat hört Christian Lingenhoff gerne Heavy Metal Musik. Für die Unterhaltung seine Mutter hat er sich selbst ganz andere Lieder auf der Gitarre beigebracht: Volkslieder und Schlager. Mit seinen Besuchen unterstützte er fortan die Betreuungsassistentinnen im Unterhaltungsprogramm der Bewohnerinnen und Bewohner mit Musik und Gesang. Seine Mutter starb Anfang März 2020. Kurz darauf folgten die Lockdowns der Corona-Krise. Man könnte meinen, dass hiermit die Lingenhoffschen Musikrunden ein natürliches Ende gefunden hätten. Doch 2021 bat Christian Lingenhoff darum, wieder kommen zu dürfen. Ihm würden diese gemütlichen Runden mit den Seniorinnen und Senioren fehlen. Sonntags, wenn es keine anderen Konzerte gibt, spielt er mit seiner Gitarre im Foyer, und ist seitdem ein fester Bestandteil des Wochenend-Programms.
Zu Silvester 2021 erwies er sich sogar als der Retter in der Not! Zu dem Zeitpunkt, als die Feste und Feiern noch sehr klein gehalten wurden, musste der ursprünglich gebuchte Musiker aufgrund einer Corona-Erkrankung einen Tag vor der Festivität absagen. Es war unmöglich, derart kurzfristig einen Ersatz zu bekommen. Eine Feier ohne Angehörige und dann auch noch ganz ohne Musik? Wie sollte da denn Stimmung aufkommen? Christian Lingenhoff war sofort zur Stelle. Seine einzige Frage: „Wann soll ich da sein?“ – Unnötig zu sagen, dass das sonst so förmliche Silvesterfest dank Christian Lingenhoff zu einer gemütlichen Singrunde mit Sekt und Berlinern wurde!
Wir haben uns mit ihm getroffen und über sein Ehrenamt geredet:
Worin bestand für Sie die Motivation ein Engagement zu beginnen?
Ich kenne das Martin-Luther-Haus schon lange und bin ihm eine Menge schuldig. Damals habe ich dringend einen Platz für meine Eltern in einem Pflegeheim gesucht und das Martin-Luther-Haus hat uns direkt herzlich aufgenommen und mit offenen Armen empfangen. Das ist für mich nicht selbstverständlich. Ich bin dem Haus daher sehr verbunden. Außerdem habe ich damals meinen Zivildienst im Altenheim geleistet. Schon damals hat mir die Arbeit mit den Menschen dort viel Spaß gemacht. Coronabedingt konnte ich einige Jahre leider nicht mit den Seniorinnen und Senioren musizieren, nun bin ich aber wieder regelmäßig hier.
Was ist für Sie das Schönste an Ihrem Ehrenamt und welche Leidenschaft steckt dahinter?
Zum einen kann ich natürlich meinem Hobby, der Musik, nachgehen. Zum anderen habe ich noch nie so ein dankbares Publikum wie hier gehabt – und ich habe schon auf weitaus größeren Bühnen gespielt. Hier her zu kommen ist immer etwas Besonderes. Diese Freude der Bewohnerinnen und Bewohner, wenn wir gemeinsam Musik machen, die erlebe ich nur hier!
Woher kommt die Leidenschaft für Musik?
Ich mache schon mein ganzes Leben lang Musik. Also gute 58 Jahre. Meine Eltern haben das damals schon gefördert. Tatsächlich bin ich eigentlich Rockmusiker. Ich habe in verschiedenen Bands gespielt und dort gesungen und Schlagzeug gespielt. Zu den Volksliedern und Schlagern bin ich erst durch meine Tätigkeit im Martin-Luther-Haus gekommen. Auch zur Gitarre habe ich durch das Ehrenamt wiedergefunden. Sie war mein erstes Instrument und wird nun wieder mein letztes sein. Ein Kreis, der sich schließt.
Was empfinden Sie, wenn Sie die Bewohnerinnen und Bewohner sehen, mit ihnen singen und ihnen Freude bringen?
Es ist für mich eine Win-Win-Situation. Alle haben ihren Spaß. Sowohl die Bewohnerinnen und Bewohner, als auch ich. Es macht mich sehr glücklich, zu sehen, dass ich ihnen mit meiner Musik eine Freude bereiten kann. Und inzwischen kennt man sich auch einfach schon gut und kann sich super unterhalten. Das ist wirklich schön, was hier für zwischenmenschliche Verbindungen entstehen. Sogar meine alte Mathe-Lehrerin habe ich hier wiedergetroffen.
„Ich habe durch das Ehrenamt eine Menge gelernt. Für mich ist es eine Bereicherung mit älteren Menschen Musik zu machen. Es hat eine positive Wirkung auf mich und bekräftigt mich in dem, was ich tue.“
Christian Lingenhoff engagiert sich schon seit Jahren ehrenamtlich im Martin-Luther-Haus
Wie hat sich Ihr Engagement im Laufe der Zeit verändert?
Anfangs habe ich mir noch für jeden Besuch am Sonntag eine Playlist erstellt. Erst waren es vor allem Volkslieder, dann habe ich alte Schlager von Andy Borg oder Roy Black eingebaut. Das kam sehr gut an. Die Übergänge zwischen den einzelnen Liedern habe ich ganz genau geübt. Inzwischen improvisiere ich viel. Entscheide viel spontan und schaue einfach, wonach den Bewohnerinnen und Bewohnern und mir gerade so ist. Ich probiere auch gerne neue Sachen aus. Die Zuschauenden geben schnell Feedback, ob ihnen etwas gefällt oder nicht. Anfangs waren es in den ersten Musizierrunden nur eine Handvoll Leute, inzwischen nehmen um die 40 Leute teil und es gibt auch eine eingewachsene Stammzuhörerschaft, die wirklich jeden Sonntag dabei ist.
Wie sehen Sie Ihr Engagement in der Zukunft? Gibt es bestimmte Ziele oder Wünsche, die Sie für die Zukunft in Ihrem Ehrenamt haben?
Ich möchte mein Ehrenamt in Zukunft einfach weiter ausüben können. Solange wie es eben geht. Ich denke, das ist auch im Sinne meiner Eltern. Es macht mir riesigen Spaß und ich freue mich immer, wenn ich hier mit den Leuten ein paar schöne gemeinsame Stunden habe. Ich weiß aber auch, dass es dafür die Arbeit von Hauptamtlichen braucht. Sie sorgen im Hintergrund dafür, dass alles rund läuft: Sie organisieren, koordinieren und stehen mir mit Rat und Tat zur Seite. Ohne sie wäre das hier alles gar nicht möglich. Diese Zusammenarbeit ist es, die ehrenamtliches Engagement so wirkungsvoll macht – für die Bewohnerinnen und Bewohner, die sich über meine Besuche freuen, und für mich, der gerne Zeit mit Ihnen verbringt.
Wie hat Ihr Ehrenamt Ihre eigene Sicht auf das Leben und das Miteinander verändert?
Ich habe durch das Ehrenamt eine Menge gelernt. Für mich ist es eine Bereicherung mit älteren Menschen Musik zu machen. Es hat eine positive Wirkung auf mich und bekräftigt mich in dem, was ich tue.
Wenn Sie Unentschlossene für ein Ehrenamt begeistern sollten, was würden Sie ihnen sagen?
Macht es! Es erfüllt einen auf eine ganz neue Art und Weise. Etwas Sinnvolleres kann man kaum mit seiner freien Zeit anfangen. Und viel mehr: Auch das eigene Herz wird dadurch warm, indem man etwas Gutes tut und Nächstenliebe lebt. Ehrenamt ist doch total vielfältig. Jeder kann etwas finden, dass einem Spaß macht. Sei es nun Musik, kochen oder vorlesen. Also: Einfach machen!